Aus genau dieser Platznot machten Ingenieure ab 1993 eine Tugend: Innerhalb von 15 Jahren schufen sie in rund 50 m Tiefe ein einzigartiges Bauwerk. Shutoken Gaikaku Hōsuiro bedeutet ins Deutsche übersetzt in etwa „äußerer Entwässerungskanal für das Hauptstadtgebiet“. Die Einheimischen nennen das Betonbollwerk hingegen meist G-Cans oder betiteln es mit Blick auf die schieren Dimensionen auch voller Bewunderung als Drachenfluss. Ein Spitzname, der berechtigt erscheint: In fünf jeweils 32 m breiten und 65 m hohen Kavernen sammelt sich zunächst das Wasser, das über weit verzweigte Tunnel in eine gewaltige Halle von 177 × 78 × 25 m gelenkt wird. Liegend würden hier fast zwei Freiheitsstatuen in Reihe hineinpassen. 59 massive Stützpfeiler mit einem Einzelgewicht von 500 t tragen die Betondecke und erinnern an Säulen in einem Kirchenschiff, weshalb die Halle auch als Wasserkathedrale bezeichnet wird. Aufgrund ihrer mystischen Atmosphäre diente sie bereits als Filmdrehort und ist beliebtes Fotomotiv von Besuchern, die das 2,3 Mrd. € umfassende Projekt in den taifunarmen Monaten kostenfrei von innen bestaunen können.